The End of Rock’n’Roll?

Mann spielt Guitarre

Ich starrte wie gebannt auf die Uhr. Zehn! Es war noch nicht mal zehn! Deprimiert wendete ich den Blick wieder ab, doch nur, damit ich ihn wenige Sekunden später wieder auf der Uhr ruhen lassen konnte. „Na?“, Paul sah mich an. „Noch keine Idee?“ Ich blickte zu ihm rauf, seufzte und schüttelte den Kopf. „Wird schon“, zwinkerte er mir zu. „Wird schon“, spottete ich ihn leise, nur für mich, nach. Wird schon!? Seit sieben Uhr morgens saß ich nun vor einem weißen Blatt Papier. Ich hatte absolut keine Idee was ich über Literatur schreiben sollte. „Blöde Schule“, murmelte ich. Hin und wieder kritzelte ich meinen Namen auf das Papier und zerknüllte es. „Ach Baby komm schon! Du bist doch sonst nicht so!“ Lucy strahlte mich an. Ja, sie hatte ja auch allen Grund zu strahlen, ihr Aufsatz war schon fertig bevor sie überhaupt den Auftrag dazu erhalten hatte. „Du könntest ihn mir ja schreiben, anstatt dumm zu reden!“, motzte ich. Verdutzt sah Lucy mich an und mit einem „Tz“ ging sie in die Küche. Paul knisterte mit der Zeitung und schüttelte den Kopf. Was für eine bescheuerte Szene, dachte ich mir und stand auf. „Wo willst du hin?“, fragte Lucy mich in ihrem mütterlichen Ton. „Zu John!“ Um dem mütterlichen Getue meiner Schwester zu entkommen hetzte ich richtig die Treppe ‚rauf .

rock_n_roll_man

John stand gerade in seinem Zimmer, vorm Spiegel, und betrachtete sich im Anzug. Als er mich bemerkte, zupfte er an seiner Krawatte: „Richtig anständig was?!“ „Ja. Ziemlich anständig“, nickte ich.  John in einem Anzug zu sehen war ungefähr so eigenartig, als würde ein Fisch plötzlich zu singen anfangen. „Kommst wohl nicht weiter“, meinte er mit Blick auf meinen Block. „Kein bisschen“, seufzte ich. „Aber bevor ich bei happy family sitzen bleibe, mach ich lieber Überstunden in der Schule“, lächelte ich schwach. Er lächelte auch. Mein Blick ging zu seinem Bett. Es lagen haufenweise Dinge darauf: seine Lederjacke, das weiße Shirt, Haargel, Zeitungsausschnitte, ein paar Platten und seine Gitarre. Als er merkte wo mein Blick war, drehte er sich zu mir um und meinte nur: „Hmm…scheint als wäre diese Zeit Geschichte. Was meinst du Baby?“  Ich wusste genau was John meinte. Die Zeit, als man noch unbeschwert bei Gartenpartys spielte oder auf harte Jungs machte und durch Hamburgs Straßen zog, war vorbei. Meine Gedanken zerplatzten, als ich Georges Stimme hinter mir hörte: „John? Telefon.“ John klopfte mir sanft auf die Schultern und ging zur Tür. Er hielt kurz inne und meinte: „Eigenartig oder? Gerade noch so über die Runden gekommen und jetzt….“ „Eigenartig, ja“ Ich konnte es immer noch nicht so ganz glauben, aber es schien als sei es real. Verträge und Geld, ziemlich viel davon,… Ja, es war real. „BABY!!! Kommst du bitte runter und machst endlich diesen Aufsatz fertig?!“ Lucy stand am Stiegenende und schrie mich richtig an. „Komm ja schon.“

rock_n_roll_girl

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Antonia

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Über mich

Ich bin Antonia.

Seit, naja eigentlich schon immer, schreibe ich Texte sämtlicher Art.

Immer schon sind mir Geschichten eingefallen die ich dann, sobald ich schreiben konnte, sofort niedergeschrieben habe. Ich freue mich diese Geschichten, Texte, Experimente oder was auch immer mir gerade einfällt mit euch zu teilen!