Stadtblick

Blick von unten nach oben von Hochhäusern

Diese Stadt gefällt mir nicht. Sie wirkt grau, kalt, schmutzig und lieblos. Die Menschen hetzen blind durch die Massen und die Autos drängeln sich hupend durch die überfüllten Straßen. Die Häuser sind hoch, viel höher als jeder Baum der Welt und sie sind grau. Fürchterlich grau. Sie wirken bedrohlich, so wie sie in die Höhe ragen. Bespickt sind sie mit tausend grellen und bunten Lichtern die in das Grau des Alltags dieser Stadt strahlen aber sie nicht mit Farbe erfüllen. Sie wirken albern, die bunten Schilder und Lichter wie sie da so strahlen. Wie ein Fleck. Die hohen Häuser mit den bunten Lichtern verhöhnen die Menschen. Sie strahlen in bunten Farben ins Grau hinab als wollten sie sagen: „Seht her! Die Farbe ist unerreichbar für euch! Kein Licht der Welt, keine Farbe der Welt wird je in euer Grau hinabsteigen!“ Ich selbst wollte auch niemals in dieses Grau hinabfallen und am harten, schmutzigen und belebten Asphalt landen, aber ich habe keine Wahl. Ich muss fallen. Bei den hohen Häusern hinab, an den Regenschirmen und Autodächern abprallen um dann unsanft an der Härte des Asphalts zu zerschellen. Bald ist es so weit. Bald werde ich meinen langen Weg bis zum fürchterlichen Boden dieser trostlosen Stadt hinabfallen. Ich blicke mich von meinem hohen Aussichtspunkt aus noch einmal um. Mein Blick fängt nichts fröhliches ein. Die angelegten Parks wirken lächerlich in ihrem Versuch, etwas Grün in eine vom Menschen verunstaltete Natur zu stellen. Es wirkt nicht frisch, saftig und grün. Es wirkt trostlos und grau, wie der Rest dieser Stadt. Ich wende meinen Blick von diesem armseligen Stückchen künstlicher Natur ab und blicke auf die grüne Lady hinunter. Wieder eine Farbe, denke ich mir. Aber sie wirkt wiederum nicht farbig. Sie hat kein Lächeln in ihrem steinernen Gesicht, trägt eine Art Sonne am Kopf, hält in der einen Hand ein Buch an ihren kalten Körper gedrückt und in der anderen eine Fackel hoch hinauf in den Himmel. Selbst diese Lady hat sich von dieser traurigen Stadt abgewandt. Sie blickt nicht zurück auf diese Traurigkeit, sondern richtet ihren Blick in die schier unendliche Weite des Meeres. Ich kann diese Lady verstehen, ist mein letzter Gedanke, dann sehe ich, wie sie kommen und sich aneinander und an uns drücken. Die Masse wird mehr und verdunkelt sich. Das schöne Weiß weicht diesem Grau. Jetzt gefällt es mir hier auch nicht mehr. Es wird ungemütlich und ich merke, dass es an der Zeit ist, sich fallen zu lassen. Und ich starte meine Reise. Ich lasse mich fallen. Mein Fall lässt die Dächer der hohen Häuser immer näher kommen, dann falle ich an ihnen vorbei. Am flachen Dach vorbei und an der Fensterwand hinab. Ich blicke in die Fenster hinein und sehe Menschen, wie sie an Schreibtischen sitzen und in ihre Computer starren. Jeglicher Blick dieser Narren ist an eine Maschine gehaftet und macht sie unfähig, Wesentliches und Schönes zu sehen. Ich falle weiter hinab Richtung Boden. Viele Schirme werden nach und nach geöffnet und die gehetzten Schritte der Masse von Menschen unter mir werden immer schneller. Die Scheibenwischer der Autos fangen an wie wild auf und nieder zu schlagen. Ich falle immer weiter und werde immer schneller. Ein Schirm kommt auf mich zu, ich pralle sanft ab. Nichts passiert. Jetzt ist es nicht mehr weit. Der Kopf, die Brust, der Bauch und die Beine einer jungen Frau sehe ich noch. Auch grau, ist mein kurzer Gedanke. Sie trägt ein graues Kostüm und graue hohe Schuhe. Wie passend für diese Stadt, lautet mein letzter Gedanke, dann falle ich auf den Boden. Ein lautes Platsch ist alles was ich noch vernehme und schon zerschelle ich tausende kleinere Tropfen, bis ich am grauen, kalten und schmutzigen Asphalt einer grauen, kalten und schmutzigen Stadt zum Erliegen komme. Mein Weg war lange. Auf einer schönen weißen Wolke bin ich gesessen und habe auf diese Stadt hinabgeblickt. Als die Gewitterwolken sich zu uns gesellten und uns in ein düsteres Grau tauchten, beschloss ich zu gehen und meine Reise auf mich zu nehmen. Und diese Reise führte mich durch eine Stadt, die aus der Nähe betrachtet genauso hektisch und trostlos ist, wie sie aus weiter Ferne wirkt. Vielleicht war es auch nur ein schlechter Tag um auf diese belebte Stadt zu blicken aber vielleicht ist jeder Tag der Selbe. Ich werde es wohl nie erfahren.

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Antonia

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Über mich

Ich bin Antonia.

Seit, naja eigentlich schon immer, schreibe ich Texte sämtlicher Art.

Immer schon sind mir Geschichten eingefallen die ich dann, sobald ich schreiben konnte, sofort niedergeschrieben habe. Ich freue mich diese Geschichten, Texte, Experimente oder was auch immer mir gerade einfällt mit euch zu teilen!