Es riecht nach Diesel und die Zapfsäule hinter mir macht ein brummendes Geräusch. Ich denke an gar nichts und stehe nur so da, der Blick ins Leere, wartend dass sich der Tank in meinem Auto füllt. Doch dann höre ich ein Motorrad, es biegt in die Tankstelle und ganz plötzlich kommt mir eine Erinnerung.
Ich sitze neben Opa auf unserer Holzbank vorm Haus. Oma sitzt uns schräg gegenüber in ihrem Gartenstuhl unterm Schatten. Wir schauen auf den Parkplatz, wir warten. Aus der Ferne hören wir die Motorengeräusche, Papa kommt.
Und nur Augenblicke später rollen die Motorräder knatternd, brummend, auf unseren Parkplatz. Mein Onkel, sein Bruder und Papa steigen ab und kommen auf uns zu. Der Schotter knirscht unter ihren Motorradstiefeln. Ich springe auf und geh meinem Papa entgegen, ich bin erleichtert, dass sie wieder gut zurückgekommen sind. Die Umrarmung ist warm, der Geruch des warmen Leders seiner Motorradjacke steigt mir in die Nase.
Es klackt und der Zapfhahn hört auf Diesel in mein Auto zu pumpen. Der Tank ist voll, die Erinnerung wie eine Seifenblase geplatzt.
Zu Hause angekommen, steigt mir bereits der Geruch des Grillers in die Nase. Und da kommt sie zurück, eine weitere Erinnerung. Wir sind im Garten, Papa steht am Griller, mein Cousin neben ihm, die Tanten und Mama unterhalten sich während sie den Tisch draußen decken. Es herrscht eine gelassene Stimmung. In der Schubkarre steht das Bier, eingekühlt im kalten Wasser vom Gartenschlauch.
Wie die Erinnerung wieder verblasst, frage ich mich, ob es diesen Tag wirklich gegeben hat oder ob ich das geträumt habe.
Ich packe den Einkauf aus dem Auto und gehe ins Haus. Früher hat Mama das Fleisch und Gemüse für den Griller vorbereitet, jetzt ist das meine Aufgabe.
In der Küche stehend, das Essen vorbereitend schau ich aus dem Fenster. Die Nachbarskinder spielen im Feld, laufen über die Blumenwiese, kichern und lachen. Und da kommt sie erneut: Die Erinnerung.
Meine Cousine und ich im Garten. Wir schaukeln, wir laufen, wir tratschen und spielen. Wir kichern und lachen. Es sind Sommerferien und ich spüre wie die Freiheit, der langen Sommertage und der kurzen Nächte sich in meiner Brust wie Schmetterlinge ausbreiten. Ich würde am liebsten ganz laut lachen, weil es so schön ist. Unsere Haut klebt vom warmen Sommertag, wir trinken unser kaltes Murelli, das die Oma extra für uns im Keller bereit gestellt hat. Wir rollen über den kleinen Hügel im Garten, bis wir ganz schwindelig unten angekommen in der Wiese liegen bleiben. Am Abend liegen wir nebeneinander in den Betten. Mama hat extra das alte Klappbett in mein Zimmer gestellt, damit wir Mädls ja jede Sekunde miteinander ausnutzen können. Wir kichern und schnattern bis tief in die Nacht, bis wir wieder hungrig werden und auf Snackjagd in Omas Küche gehen. Wie Ninjas bewegen wir uns über die zwei Stockwerke, hochkonzentriert um ja nicht die knarrenden Stiegen zu erwischen.
Wir sind gerade in der Küche angekommen, da verläuft die Erinnerung wieder. Die Terassentür geht auf und mit einem strahlenden „ich wär so weit“ läutet mein Verlobter den Start der Grillerei ein.
Nach dem Essen sitzen wir draußen, der Abend ist lau und wir genießen die Ruhe, unseren Platz und unsere Zweisamkeit. Und da kommt ein letzter Erinnerungsfetzen.
Wir sind im Urlaub mit meiner Tante, meinem Onkel und meinem Cousin. Griechenland, ein kleines Appartment. Wir Kinder sind schon auf dem Weg ins Bett während Mama, Papa, mein Onkel und meine Tante noch auf der Terasse sitzen. Der Abend ist lau, sie trinken noch etwas und lachen. Wir können sie im Schlafzimmer hören, es beruhigt uns. Ich spüre wie ich zufrieden in meinem Bett liege, spüre die laue Abendluft und das Gefühl von „alles ist gut“. Der Körper fühlt sich beim Schlafen an, als würde er noch immer von den Wellen sanft gewogen werden, die Erinnerungen vom Tag am Strand verlaufen in einen schönen Traum.
Und ich bin wieder zurück. Mein Verlobter und ich sitzen noch immer draußen, mittlerweile ist es schon dunkel. Ich fühle mich wohl und absolut sicher, weil ich weiß, dass wenn wir gleich schlafen gehen, ich morgen wieder neben ihm aufwachen werde und dieses „alles ist gut“ Gefühl in mir aufsteigen wird.
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Antonia
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Über mich
Ich bin Antonia.
Seit, naja eigentlich schon immer, schreibe ich Texte sämtlicher Art.
Immer schon sind mir Geschichten eingefallen die ich dann, sobald ich schreiben konnte, sofort niedergeschrieben habe. Ich freue mich diese Geschichten, Texte, Experimente oder was auch immer mir gerade einfällt mit euch zu teilen!