Es krachte laut. „Verdammt was hast du denn jetzt schon wieder angestellt?“, brüllte sie ihren frisch Vermählten vom Wohnzimmer aus an. „Nichts! Die blöde Leiter ist nur umgefallen!“, brüllte dieser zurück. Wütend warf sie den Pinsel in den Farbtopf und stapfte zu ihrem Mann ins Schlafzimmer. Sie stand mitten im Raum und griff sich auf den Kopf. „Nichts? Spinnst du? Schau dir diese Scheiße doch einmal an!“, keifte sie und deutete auf die Wand. Die Leiter hatte dort eine große Delle in die Wand geschlagen. Er schmiss seinen Farbpinsel ebenso in den Farbtopf und ging zu seiner Frau. Neben ihr stehend betrachtete er die Delle an der Wand und die Leiter. „Ja, das ist eine Delle. Muss wohl mit der Kante der Leiter passiert sein.“, meinte er locker. Sie kochte vor Wut und brüllte: „Ja, ja, wahrscheinlich! Du Idiot! Gibt es eigentlich irgendetwas, was du hinbekommst?“ „Ich? Das sollte ich wohl eher dich fragen!“, brüllte er zurück. Er packte sie am Arm und zerrte sie in das Wohnzimmer zurück. Dann stellte er sie vor die frisch gestrichene Wand und zeigte darauf. „Hier! Schau dir das an, du kannst ja nicht einmal richtig ausmalen! Total fleckig.“ Sie schnaubte laut auf. „Ich bin ja auch eine Frau!“ „Und ich wollte nie ein altes Haus kaufen und es renovieren!“ Die Blicke trafen sich und wäre es eine Comiczeichnung gewesen, dann wären Blitze aus jedem der vier Augen gesprungen. „Ach, jetzt ist es also meine Schuld?“, zischte sie. „Ja! Ich wollte von Anfang an die moderne Wohnung am Stadtrand kaufen, aber nein, die werte Lady wollte ja ein Haus. Alt und zum Renovieren. Am Land. Super Idee!“ „Dir hat dieses Haus auch gefallen!“ „Ja, aber nicht zum Kaufen!“ Sie schnaubten. Er war so uneinsichtig. Mit Familie in einer modernen Wohnung zu leben kam für sie einfach nicht in Frage. Kinder brauchen ein Haus und einen Garten, das hatte sie sich immer schon so vorgestellt. Sie war aber auch nicht viel einsichtiger. Er war noch nie der do-it-yourself- Typ gewesen. Er war erfolgreicher Manager einer Bank. Ein Workaholic. Und nun steht er in einer Bruchbude und soll mit Null Knowhow ein ganzes Haus renovieren. Er schüttelte den Kopf und ging. „Wo willst du hin?“ „Ins Bad, die alten Fliesen runterklopfen!“, brüllte er vom Treppenansatz hinunter. Kopfschüttelnd blieb sie vor der Wand stehen. Fleckig! Der spinnt wohl, dachte sie sich. Sie nahm den Pinsel mit zwei Fingern aus der Farbe und wischte den Griff erst mit einem Tuch sauber, ehe sie weitermalte. Gerade als sie sich an die zweite Wand machen wollte schrie ihr Mann vom ersten Stock: „AUA! Verdammt noch einmal! Schatz? AUA!“ Schnell warf sie den Pinsel auf den Boden und eilte die Treppe hinauf. „Herrgott! Was ist denn passiert?“, rief sie außer Atem, während sie ins Badezimmer lief. Da lag ihr Mann am Boden und hielt seinen Fuß in den Händen. „Diese scheiß Fliese ist mir auf den Zehen gefallen!“ „Und deswegen brüllst du so rum? Wegen der Lappalie?“ „Lappalie? He, ich glaub mein Zeh ist ab! Ruf den Krankenwagen!“ Sie schüttelte nur den Kopf und meinte, er solle sie mal sehen lassen. Nachdem er die Hände von seinem Fuß weggenommen hatte zog sie ihm vorsichtig den Schuh und den Socken aus. Der Zeh war zwar ganz blau, aber da er ihn noch bewegen konnte gingen sie davon aus, dass er wohl nicht gebrochen sei. „Siehst du? Nichts passiert“, lächelte sie. Mürrisch zog er Socken und Schuh wieder an. „Sag mal? Was plätschert denn hier eigentlich?“ Die beiden standen vom Boden auf und gingen dem seltsamen Geräusch nach. Das Geräusch wurde immer lauter und führte sie zur Kellertüre. Sie sahen sich verwirrt an und öffneten die Türe. Als sie das Licht aufdrehten gab es gleich einen Stromausfall. „Oh nein!“, flüsterte er. „Oh nein klingt aber nicht gut!“ Sie ging in die Küche zurück und holte die Taschenlampe von der Kommode. Mit dem Licht der Taschenlampe stieg er vorsichtig die Treppe hinab bis… Platsch! Er schaute zu sich hinab und betrachtete seine Beine. Er stand bis zur Wade im Wasser. Mit der Taschenlampe leuchtete er in den Keller. Es war furchtbar! Eine Szene wie aus „Titanic“. Überall war Wasser und es schien immer mehr dazuzukommen. Er bewegte das Licht der Wand entlang und blieb beim alten Boiler hängen. Da plätscherte munter das Wasser aus einem großen Riss in den Keller
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Antonia
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Über mich
Ich bin Antonia.
Seit, naja eigentlich schon immer, schreibe ich Texte sämtlicher Art.
Immer schon sind mir Geschichten eingefallen die ich dann, sobald ich schreiben konnte, sofort niedergeschrieben habe. Ich freue mich diese Geschichten, Texte, Experimente oder was auch immer mir gerade einfällt mit euch zu teilen!
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