„Es ist heiß heute! Und wir spielen auch gleich heiße Musik“, tönte es aus dem Radio. Die Sonne durchflutete den Raum. Nun ja, eigentlich durchflutete sie das Chaos, das sich darin befand. Die kleine Einzimmerwohnung glich einem Einbruchstatort. Am Schreibtisch, der direkt am Fenster stand, lagen haufenweise Papier und Stifte, der Laptop war aufgeklappt und ein Kaffeebecher stand neben ihm. Der Schreibtischstuhl war überladen mit T-Shirts und Hosen, die Couch neben dem Bett war unter einer Decke und Bücher verschwunden und am Bett thronte ein großer Koffer. Er war noch nicht fertig bepackt, ganz im Gegenteil. Sein Inhalt lag am Bett verstreut um ihn herum. Der Boden war übersät mit Schuhen, der Kasten stand weit offen und Sommerkleider hingen an den Kastentüren. Aus der Küche, welche unter dem Geschirr zu ertrinken drohte, kamen Geräusche: „Ja,…nein, bitte vertrauen Sie mir. Ich weiß. Nun, ich werde pünktlich sein, ok? Punkt drei Uhr stehe ich am Flughafen, ich verspreche es. Gut, bis dann.“ Sue stand, mit dem Handy zwischen Ohr und Schulter geklemmt, vorm geöffneten Kühlschrank und schenkte sich gerade einen Martini ein. Idiot. Als wär‘ ich derart unpünktlich! Na, manchmal vielleicht, dachte sich Sue. Sie blickte in ihr Chaos von Wohnung und lächelte schwach. Als die Zwei- Uhr- Nachrichten gerade im Radio liefen, stellte sie fest, dass sie sich doch etwas sputen sollte. Verdammt! Was soll ich denn bloß anziehen? Sie neigte den Kopf ratlos zur Seite und ging zum Schreibtisch. Nachdem sie ein bisschen gewühlt hatte, fand sie, wonach sie suchte: die Einladung zum Met Ball in New York. Sie betrachtete die Einladung und lächelte. Nie hätte sie gedacht, dass ihre Kolumnen so gut ankommen, dass sie als beliebteste Kolumnistin von Elle nach New York eingeladen werden würde. Sie war doch nur Sue, nur Sue! Die kleine chaotische Londonerin mit den wilden, langen und dunklen Locken, der zierlichen Figur und dem kreativen Kopf. Das Klingeln an der Tür riss Sue aus ihren Gedanken. Also nahm sie ihr Martiniglas und öffnete. „Hey Sue! Dachte, ich komme noch schnell vorbei, dir alles Gute für den Flug und viel Spaß am Ball zu wünschen“, lächelte ihr Mary entgegen. Eine ihrer besten Freundinnen war wieder einmal perfekt gestylt. In einem wunderschönen zart-grünen Kostüm, ihrer schlichten Perlenkette und dem perfekt frisierten Bob- Haarschnitt stand sie da. Sue begrüßte sie und ging zur Seite, um Mary hereinzulassen. Gerade als Sue die Tür wieder schloss, hörte sie Mary schon rufen: „Großer Gott! Sue! Wie sieht es denn hier aus?! Bist du wahnsinnig? Es ist zwei Uhr und du hast noch nicht einmal gepackt?“ Sue lächelte, sie wusste ja, dass Mary sich immer wie ihre Mutter aufspielte. Also zuckte Sue nur mit den Schultern und antwortete: „Hab‘ nix anzuziehen.“ Mary warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu und kommandierte: „So meine Liebe, hier ist dein Beauty Case. Du gehst jetzt sofort ins Bad und packst dein Wasch- und Schminkzeug ein. Vorher frisierst du dich nochmal und schminkst dich fertig. Ich packe dir deinen Koffer.“ Sue tat, wie ihr befohlen und verschwand im Badezimmer. Sie stylte sich ihre Haare und ließ die Locken sanft über ihren Rücken fallen. Dann schminkte sie sich ihre blauen Augen tiefschwarz und trug noch ein bisschen Puder auf. Anschließend fing sie an zu packen. Wenige Minuten später stand sie vor Mary und lächelte, denn Mary hatte den Koffer perfekt gepackt. In der Seitentasche befand sich die Unterwäsche, Sommerkleider mit dazu passenden Jacken und Schuhen lagen perfekt zusammengelegt und in Hüllen gepackt im Koffer. Auch eine Jeans, T-Shirt und Pulli fanden sich darin. „So, fertig. Pack du jetzt noch schnell deine Handtasche. Acht Stunden Flug bedeutet: Buch und MP3- Player“, zwinkerte Mary Sue zu. Also stellte Sue ihren Kosmetikkoffer ab und packte, wie empfohlen, Buch und MP3- Player in ihre Handtasche. Mary war gerade dabei, das Abendkleid in einen Kleidersack zu verpacken und die Schuhe in einem Sack dazu zu hängen. Etwas später stand Sue mit all ihrem Gepäck vor dem von Mary bestellten Taxi und lächelte: „Danke Süße. Was wär ich bloß ohne dich?“ „Eine Ertrinkende! Mach’s gut Sue, bis in ein paar Tage!“ Die Freundinnen küssten sich zum Abschied und schon brauste das Taxi los.
Hat dir mein Text gefallen?
Hinterlasse mir ein Kommentar oder schreib mir!
Antonia
Kategorien
Über mich
Ich bin Antonia.
Seit, naja eigentlich schon immer, schreibe ich Texte sämtlicher Art.
Immer schon sind mir Geschichten eingefallen die ich dann, sobald ich schreiben konnte, sofort niedergeschrieben habe. Ich freue mich diese Geschichten, Texte, Experimente oder was auch immer mir gerade einfällt mit euch zu teilen!
Schreibe einen Kommentar