Der Kaffeeklatsch

Kaffeetasse

Sue, Mary und Sam kannten sich seit dem Tag als die drei vor dem Schaufenster von Burberry standen. Und das lag wirklich schon lange zurück. Jetzt saßen sie in ihrem Lieblingskaffe und tauschten den neuesten Klatsch und Tratsch aus. Mary strich sich eine braune Haarsträhne aus dem Gesicht und spielte mit ihrer Perlenkette, Sam wackelte kess mit ihrem nackten Bein und Sue sah sich im Kaffee um. „Hey, habt ihr schon gehört? Luise will heiraten.“, berichtete Mary und lächelte. Sam rollte nur mit den Augen und antwortete: „Na sehr schön! Gib ihr meine Nummer.“ „Wieso?“ „Weil sie in einem Jahr eine gute Scheidungsanwältin brauchen wird. Mich.“ „Ach Sam du bist immer so negativ!“, raunzte Mary. Sue musste lächeln. Die beiden waren derart unterschiedlich, dass sie sich manchmal fragte, wieso die beiden eigentlich miteinander befreundet waren. „Nein, ich bin Realist. Monogamie gibt es nicht. Wir Menschen sind Rudeltiere. Das ist genetisch bedingt.“ „Du meinst revolutionär“, warf Sue ein. „Ja vermutlich.“ Mary schüttelte den Kopf. „Also ich wünsche mir auch einmal eine märchenhafte Hochzeit. Ein weißes Kleid und einen Brautstrauß und dann schreite ich in der Kirche in die Arme meines Traummannes.“ Sam deutete mit einer Geste an, dass sie sich gleich übergeben musste. Sue konnte nichts anderes tun als zu lachen. Mary war eine hoffnungslose Romantikerin. Sie glaubte fest daran, den Richtigen in Form ihres Traummannes zu finden und zwar mit Liebe auf den ersten Blick und Märchenhochzeit. Sam hingegen glaubte nur an guten Sex. Sue fing an, sich über die Liebe Gedanken zu machen. War es möglich, den Rest seines Lebens nur mit einem Mann an der Seite das Leben zu verbringen oder war es tatsächlich doch eher so, wie Sam glaubte, dass Monogamie unter den Menschen nicht möglich ist. Sue selbst war vor einigen Jahren einmal so weit zu fühlen, dass sie die Liebe ihres Lebens getroffen hat, aber leider spielte das Leben anders als gedacht und Mr Right stellte sich als weiterer Flop heraus. Wenn er also nun tatsächlich die Liebe ihres Lebens gewesen wäre, war dann somit ihre Chance auf ein Leben mit der großen Liebe, also mit ihm, verschwunden? Sam riss Sue aus ihren Gedanken: „Mary, wir wissen deine naive Einstellung zu schätzen, aber du solltest wirklich dein Märchenschloss verlassen und auf den Boden der Realität zurückkehren. Kennst du vielleicht jemanden der wirklich treu ist?“ Mary setzte gerade zur Antwort an als Sam ihr das Wort abschnitt: „Nein, kennst du nicht! Wenn, dann ist der Betrug nur noch nicht ans Licht gekommen!“ Mary war entsetzt. Sue lächelte Sam zu und meinte: „Denkst du tatsächlich niemand auf der ganzen Welt könnte seinem Partner treu sein?“ „Durchaus.“ Sam sah zu Sue und lächelte ebenfalls. Das war eine recht negative Einstellung, da musste Sue Mary zustimmen. Diese blickte gar nicht mehr fröhlich drein und stocherte in ihrem Kuchen lustlos herum. „Also ich werde einmal treu sein.“, meinte sie trotzig in die Runde. „Natürlich wirst du das, Süße! So prüde wie du bist braucht der Typ sowieso einen Schlüssel für deinen Keuschheitsgürtel, ehe da was läuft.“ Sam lachte über ihren eigenen Witz laut auf und Sue konnte sich ein Lächeln auch nicht verkneifen. So Unrecht hatte Sam ja nicht. Mary war tatsächlich ziemlich prüde. „Was denkst du darüber Sue? Glaubst du etwa das, was Sam da von sich gibt?“ Sue überlegte scharf. Ihr letzter Freund hatte sie betrogen, was eindeutig Sams Meinung widerspiegelte, andererseits waren ihre anderen Freunde immer treu gewesen. Oder wusste sie es bei den anderen nur nicht? Sie selbst war ja auch nicht die Unschuld in Person, untreu war sie selbst auch schon einmal gewesen. „Nun, ähm. Also, dass du, Mary, stets treu bist und sein wirst, steht für mich außer Frage, da muss ich Sam eindeutig zu stimmen. Und ja, du bist prüde. Dass jeder jedem fremdgeht, glaube ich aber auch nicht, Sam. Ich meine, es gäbe doch keine alten Ehepaare die glücklich nebeneinander im Park sitzen und Enten füttern, wenn die ganze Welt fremdgehen würde, oder?“ Sam zuckte mit den Schultern und Mary sah, den Kommentar über sie selbst hatte sie erfolgreich ignoriert, auch schon wieder fröhlicher aus.

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Antonia

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Über mich

Ich bin Antonia.

Seit, naja eigentlich schon immer, schreibe ich Texte sämtlicher Art.

Immer schon sind mir Geschichten eingefallen die ich dann, sobald ich schreiben konnte, sofort niedergeschrieben habe. Ich freue mich diese Geschichten, Texte, Experimente oder was auch immer mir gerade einfällt mit euch zu teilen!