August

Über unseren Köpfen ziehen die Wolken langsam vorbei. Sie formen fantasievolle Formen und Figuren. Ganz ruhig liegen wir auf der Wiese. Es ist ein warmer Sommertag, und bis auf die Vögel und ein sanftes Rauschen der Blätter ist nichts zu hören. Hin und wieder zeigt eine von uns in den Himmel und benennt die Wolkenfigur: „Schau, ein Hase.”

Es ist eine Erinnerung, die mir so oft erzählt wurde, dass ich, wann immer ich mich zurückerinnere, einerseits spüre, wie ich im Gras liege, so dicht an meiner Mama, dass sich unsere Oberarme berühren. Und andererseits sehe ich uns dort liegen. Ich schaue uns noch ein bisschen zu und richte den Blick dann selbst nach oben. Die Wolken ziehen vorüber, Formen verlaufen und bilden neue Figuren. Ich senke meinen Blick und bin wieder zurück, im Hier und Jetzt, im eigenen Garten.

Hinten bei den Bergen ziehen Gewitterwolken auf. Man kann fühlen, wie es näher kommt, der Wind, der langsam stiller wird, die Vögel, die vor Kurzem noch gezwitschert haben, werden leiser. Die Ruhe vor dem Sturm.
Alles ist still, bis der Donner grollend das kommende Gewitter ankündigt. Er holt meine Erinnerungen zurück.

Ich bin wieder ein Kind in unserem Garten. Mein Körper fühlt sich klebrig an vom heißen Sommertag, der Sonnencreme und dem Toben. Ein kühler Wind zieht auf, und die Wolken verdunkeln den Himmel. Oma kommt raus und holt die Wäsche von der Leine. Noch sehe ich keine Blitze, aber ich höre das Rascheln in den Bäumen und kann den Donner in der Ferne hören. Ich freue mich auf das Gewitter, eine kleine Abkühlung von den heißen Sommertagen und eine kleine Pause von den Sommerferien, in denen immer etwas los ist: Wir fahren an den See, gehen wandern oder spielen im Garten. Eine Vielzahl an kurzen Erinnerungssequenzen überkommt mich: Meine Cousine und Tanten beim Wandern, mein Papa im Liegestuhl im Urlaub, meine Mama und ich im Badeteich meiner Tante, der See in Kärnten, an den wir an den Wochenenden gefahren sind, Mama und ich beim Badmintonspielen im Garten, meine Cousine und ich mit Eis, rote Ribisel im Garten, ich auf meiner Schaukel und das Rauschen der Blätter im Wind. Ein Blitz holt mich zurück.

Das Gewitter ist bereits sehr nahe. Bald wird der Regen kommen. Ich freue mich, wie schon damals als Kind, darauf, einen Film auf der Couch anzuschauen, das Fenster offen, um den Regen zu hören.
Und dann zieht es vorbei, und der Regen hört auf. Die Sonne kommt zurück, und es riecht nach nassem Gras und feuchter Erde. Es dampft ein wenig, und der Garten erstrahlt in einem ganz eigenen Licht. Ich atme tief ein und wische die Stühle auf der Terrasse ab. Wir setzen uns und mein Verlobter reicht mir einen Kaffee.
Ich schaue in den Himmel und beobachte, wie die Wolken vorbeiziehen. Dann hebe ich eine Hand und sage: „Schau, ein Hase” und lächle.

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Antonia

Über mich

Ich bin Antonia.

Seit, naja eigentlich schon immer, schreibe ich Texte sämtlicher Art.

Immer schon sind mir Geschichten eingefallen die ich dann, sobald ich schreiben konnte, sofort niedergeschrieben habe. Ich freue mich diese Geschichten, Texte, Experimente oder was auch immer mir gerade einfällt mit euch zu teilen!