Man hört das ja ständig: „och, der hat das aber mal richtig professionell gemacht“, „wow, wenn die spricht, merkt man richtig, dass die ein Profi ist“, „na, das hat mir nicht gefallen, richtig unprofessionell war das“, und so weiter.
Aber was unterscheidet professionelles Handeln von tatsächlich professionellem Handeln? Alles mehr Schein als Sein?
Professionell bedeutet laut Duden „etwas als Beruf ausüben“, „fachmännisch, von Fachleuten anerkannt“, als Synonyme bietet er uns: berufsmäßig, gewerbsmäßig, professioniert, professionsmäßig, fachgerecht, gekonnt, kompetent, qualifiziert…
Klar soweit. Professionell handelt die/der, die/der ihre/seine Tätigkeit als Beruf ausübt.
Aber so einfach ist das leider nicht.
Ich kann in meinem Beruf auch unprofessionell handeln, kann andererseits auch eine Tätigkeit professionell durchführen, obwohl sie nicht mein Beruf ist. Und was ist dann überhaupt mit Berufsfeldern, die so offen sind, dass sie nicht durch eine Qualifizierung dingfest gemacht werden können? Zum Beispiel das Tätigkeitsfeld, die ja auch Berufe sind, der TrainerInnen, der BeraterInnen, der WorkshopleiterInnen, usw. Arbeiten diese Personen nicht auch in einer Profession? Ist das nicht auch ein Beruf? Geld bringt’s, also gewerbsmäßig?
Man sieht, so einfach ist das gar nicht professionelles Handeln mit der Ausübung eines Berufes gleich zu stellen. Aber vielleicht ist das auch gar nicht notwendig.
Dr. Elke Gruber hat in einem Paper, nachzulesen unter: http://wwwg.uni-klu.ac.at/ifeb/eb/Professionalisierung.pdf, von einer paradoxen Situation für die Erwachsenenbildung gesprochen. Einerseits erlebt die Erwachsenen- und Weiterbildung gerade ein Hoch an Zulauf von Studierenden, andererseits gibt es aber keine Verbands- und Institutsübergreifenden Aus- und Fortbildungen mit einem verbindlichen Charakter. Somit kann auch auf keinen allgemein geregelten und standardisierten Berufszugang abgezielt werden.
Und genau da liegt der Hase im Pfeffer.
In der Erwachsenenbildung ist professionelles Handeln, wie auch immer man dies dann definiert, das A und O. Professionelles Handeln in der Erwachsenen- und Weiterbildung ist ein Muss, um in diesem Berufsfeld gut arbeiten und bestehen zu können. Aber, dass diese Profession als anerkannt gilt, als professioneller Beruf, wird wohl noch ein bisschen auf sich warten lassen.
Wie soll man auch die Spreu vom Weizen trennen?
Jeder der sich selbstständig machen möchte, kann das tun und kann als „TrainerIn“ Erwachsene bilden, vollkommen gleichgültig ob studiert wurde, das anders erlernt wurde oder ob man das kann.
Keine falschen Schlüsse ziehen bitte, ich bin nicht der Meinung, dass jeder dieses Feld studiert haben muss, um in diesem Feld tätig sein zu können. Im Gegenteil, ich kenne TrainerInnen die von ganz anderen Berufssparten kommen und die aber die besten TrainerInnen waren, die ich je gehört habe.
Das Problem ist nur, es gibt halt auch die, die nur meinen sie können es.
Aber vielleicht bräuchte es einfach eine, wie der Duden das so schön benannt hat, „von Fachleuten anerkannte“ Art der Qualifizierung, die akademisch oder sonst wie sein kann, um TrainerInnen, die tatsächlich sehr professionell handeln, von den „TrainerInnen“ abgrenzt, die mit dem Namen Gassi gehen und nicht mehr als ein Häufchen hinterlassen.
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Antonia
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Über mich
Ich bin Antonia.
Seit, naja eigentlich schon immer, schreibe ich Texte sämtlicher Art.
Immer schon sind mir Geschichten eingefallen die ich dann, sobald ich schreiben konnte, sofort niedergeschrieben habe. Ich freue mich diese Geschichten, Texte, Experimente oder was auch immer mir gerade einfällt mit euch zu teilen!
1 Kommentar
Liebe Antonia,
ich habe laut gelacht, als ich deinen Beitrag gelesen habe. Ich bin begeistert über deinen Schreibstil! Ein Kollege hat professionelles Handeln gleichgestellt mit der Haltung das Wohl (oder vielleicht auch das (Lern-)Ziel, in unserem Fall) der Klient*innen, der Teilnehmenden in den Mittelpunkt zu stellen. (siehe dazu https://professionalitaetewb.home.blog/) Das gefällt mir sehr gut, weil dadurch erste Klarheit entsteht, eine erste Orientierung. Ich würde gerne mehr von dir lesen, mich würde interessieren, welche Lösung du für Professionalität in der Erwachsenenbildung findest.